Augmented Reality – Alles im Blick mit Google Glass
Die ganze IT-Welt wartet schon lange darauf und dieses Jahr soll es endlich soweit sein. Google Glass soll in den Handel kommen. Dabei handelt es sich um eine Datenbrille, mit der es möglich sein soll, Funktionen, die wir bereits von Smartphones kennen, nutzen zu können. So wird es z. B. möglich sein genau das zu fotografieren, was der Nutzer vor sich hat. Außerdem können Informationen in Echtzeit auf dem Bildschirm, der sich vor dem rechten Auge befindet, angezeigt werden. Der Clou dabei ist, dass man die Funktionen mittels Sprachbefehlen steuern kann und somit beide Hände frei hat.
Bisher war es nur einigen Testern, den so genannten „Explorers“, vorenthalten diese ungewöhnliche Brille zu tragen, doch Gerüchten zufolge soll die Datenbrille noch in diesem Monat in den Handel kommen. Außerdem ist weiterhin unklar zu welchem Preis Endkunden Google Glass erwerben können. Die Explorers von Google Glass mussten bisher einen stolzen Preis von 1500 US-Dollar dafür bezahlen.Solch ein hoher Preis nimmt der Datenbrille jedoch einiges an Attraktivität und würde mit Sicherheit eine Menge potenzieller Käufer von einem Kauf abschrecken. Glaubt man jedoch den Gerüchten, so soll Google Glass für unter 600 US-Dollar zu haben sein. Wie die Preissituation in Europa aussehen wird, ist hingegen nicht bekannt.
Im Rahmen des ersten Barcamps in Heilbronn hatte Betül Özertural, vom Redaktionsteam des Social Media Balloons, die Möglichkeit, ein Interview mit Daniel Wierbicki zu führen. Wie er die aktuelle Lage einschätzt, welche weiteren Potenziale in Google Glass stecken und welche Auswirkungen die Brille auf die Gesellschaft haben könnte, erfahren Sie im folgenden Interview.
1.Wie kam es dazu, dass Sie auf dem Barcamp einen Vortrag zum Thema Googgle gehalten haben?
Die Idee zu einer Session kam mir im Rahmen meiner aktuellen Bachelor-Thesis zum Thema Augmented Reality Brillen (z.B. Google Glass) und Brain Computer Interfaces. Als ich mitbekommen habe, dass es in Heilbronn ein Barcamp geben wird, kam mir die Idee meine aktuellen Recherchen mit einer Session zu verbinden.
2. Welche Besonderheiten hat die Google Glass?
Google Glass bietet die Möglichkeit sich innerhalb des eigenen Blickfeldes Informationen anzuzeigen, die man individuell abrufen kann. Ein Smartphone muss man immer erst aus der Tasche holen, um an die gewollten Informationen zu kommen. Bei der Google Glass gelangt man sofort an die gewünschten Informationen und kann dabei noch die eigene Umgebung miteinbeziehen.
3. Wann wird die Google Glass in Deutschland eingeführt?
Die Google Glass ist momentan noch nicht auf dem Markt, allerdings gibt es bereits Entwicklerversionen. Der Einführungstermin hat sich in der Vergangenheit leider öfters verschoben, aber ich persönlich könnte mir vorstellen, dass eventuell Ende 2014 die erste Version auf den Markt kommt.
4. In welchem Rahmen wird der Preis liegen?
Die Entwicklerversion kostet aktuell ungefähr 1500$, allerdings denke ich, dass sich das Endprodukt im Bereich zwischen 300$ und 400$ befinden wird.
5. Wer ist die Hauptzielgruppe?
Generell möchte Google vermutlich die breite Masse an Technik-Interessierten ansprechen. Ich persönlich denke aber, dass sich zu Beginn vor allem die „Nerds“ angesprochen fühlen. Eine Gruppe von Menschen, die sich für Technik begeistert und wissen will was damit überhaupt möglich ist.
6. Ist die Google Glass leistungsfähiger als ein aktuelles Smartphones?
Ich gehe davon aus, dass die Technik in solchen Geräten langfristig immer kleiner wird. Ziel ist vermutlich eine Datenbrille, die kaum noch als solche zu erkennen ist. Daher werden Smartphones aufgrund der Größe immer leistungsfähiger sein als Datenbrillen.
7. Werden Smartphones in Zukunft nicht mehr benötigt?
Es kommt darauf an, in welche Richtung sich die technologische Entwicklung bewegen wird. Die Google Glass zum Beispiel hat aktuell noch keinen SIM-Kartenslot. Sollte sich dies allerdings ändern, so könnte ich mir vorstellen, dass viele Menschen auf ihr Smartphone verzichten. Eine solche gesellschaftliche Entwicklung würde allerdings noch Jahre dauern. Die Menschen haben sich gerade erst an die Omnipräsenz der Smartphones gewöhnt und zudem sind aus meiner Sicht noch gesundheitliche Aspekte zu klären.
8. Gibt es bereits Alternativen oder Konkurrenzprodukte zur Google Glass?
Es gibt sogar viele verschiedene Konkurrenzprodukte, allerdings hört man in den Medien kaum Informationen über andere Produkte. Dies liegt mit Sicherheit auch an der Weltmarktstellung von Google. Zum Beispiel gibt es die Vuzix M100, welche dem Google-Produkt sehr ähnlich ist, aber auch andere Brillen verfolgen ein ähnliches Konzept.
9. Welchen Zweck verfolgt Google mit der Einführung?
Ich kann nur mutmaßen in welche Richtung die Geschäftsstrategie geht. Einerseits will Google vor allem Umsatz generieren, doch andererseits vermute ich auch, dass Google die Nutzer immer weiter an seine Dienste binden will, um die eigene Weltmarktstellung zu stärken.
10. Welche Probleme sehen Sie in der gesammelten Datenmenge in Bezug auf die Nutzer?
Wir Menschen werden langfristig absolut transparent! Mich persönlich stört vor allem der Eingriff in meine Privatsphäre. Wir wissen ja beispielsweise, dass Geheimdienste unglaubliche Datenmengen über uns sammeln und eine solche Technologie ermöglicht eine neue Dimension der absoluten Überwachung. Das ist ein Punkt der mir besonders Angst macht, denn durch die Miteinbeziehung meines Blickfeldes, können sehr persönliche Informationen gesammelt werden.
11. Kann man als Nicht-Nutzer verhindern, dass man von der Gesichtserkennung erkannt wird?
Momentan ist die Software noch nicht so ausgereift, weshalb die Brille auch nur an Entwickler herausgegeben wird. Daher stellt sich dieses Problem noch nicht! Im Zuge der Ausbreitung, würde ich mir jedoch wünschen, dass man die Gesichtserkennung deaktivieren kann. So ähnlich wie bei Facebook und Google+.
12. Wie beurteilen Sie die Abhängigkeit von solchen Technologien im Allgemeinen und insbesondere bei der Google Glass?
Ich denke, dass die Abhängigkeit immer stärker wird. Privatpersonen und Unternehmen werden erkennen, dass es zu einem Nachteil wird eine solche Technologie nicht einzusetzen.
13. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf soziale Netzwerke?
Ich denke, dass diese Datenbrillen ähnlich wie Smartphones genutzt werden. Jedoch wird es mit einer solchen Brille noch einfacher sein etwas zu veröffentlichen, da man sie zum Beispiel über die Sprache steuern kann. Ein Smartphone muss man immer erst aus der Tasche holen, die Brille jedoch ist per Sprachbefehl sofort einsatzbereit. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Umstand den sozialen Netzwerke noch einmal einen starken Schub geben könnte.
14. Wie wird sich das allgemeine Alltagsleben von Menschen verändern wenn Wearable Devices sich immer mehr einbürgern?
Wie es sich auf das soziale Umfeld auswirken wird, werden wir erst in ein paar Jahren sehen. Ich denke, dass man immer stärker zu losen und oberflächliche Beziehungen neigen wird, da man den Gegenüber ja einfach mal „live“ googlen kann. Das ist ein brisantes Thema, worüber noch viel geredet werden wird und geredet werden muss.
15. Wo kann man Google Glass aufsetzen? (z.B. im Kino ist es nicht erlaubt)
Ich bin kein Rechtsanwalt und kann diese Frage nur grob beantworten. Generell ist die Rechtslage meines Wissens nach jedoch dieselbe wie bei einem Smartphone. Ansonsten werden sich mit Sicherheit noch weitere Gesetzte entwickeln.
16. Wie kann die Google Glass in Unternehmen eingesetzt werden?
Solche Brillen werden bereits jetzt in verschiedenen Logistikunternehmen eingesetzt. Ähnlich wie heutzutage Tablets immer öfter eingesetzt werden. Der Schutz von Unternehmensdaten muss man über Regeln bewältigen und in Zukunft wird es dafür mit Sicherheit auch technische Lösungen geben.
17. Denken Sie, dass die Google Glass zu gesundheitlichen Schäden führen kann?
Das ist eine gute Frage, worüber sich bis jetzt wahrscheinlich noch kaum jemand richtige Gedanken gemacht hat. Soweit mir bekannt ist, gehen auch bei Smartphones die Ansichten sehr weit auseinander und da sind weitere Forschungen notwendig. Sollte sich herausstellen, dass Produkte, wie zum Beispiel die Google Glass, Schäden verursachen, muss man versuchen diese durch technische Lösungen zu minimieren.
18. Denken Sie dass die Google Glass wirklich nötig sind?
Sind Smartphones nötig? Vor 20 Jahren waren sie nicht nötig und heute brauchen wir sie. In 20 oder 30 Jahren könnten sich die Menschen fragen wie man früher nur ohne eine solche Brille leben konnte. Mich persönlich erinnert das ein wenig an die Entwicklung von Desktop-PCs.
19. Würden Sie die Google Glass benutzen?
Ich würde abwarten und mir nicht die erste Version kaufen. Mir persönlich gefällt es nicht, dass man konstant etwas im Sichtfeld hat. Das ist als würde man sein Handy permanent oben vor sich her tragen. In späteren Versionen könnte ich mir einen Kauf vorstellen, allerdings eher wenn die Brille über das gesamt Blickfeld geht.
1 Comments
Juristisch sicher ein Problem, da im Gegensatz zu einem Smartphone IMHO eine Brille im Kino nicht verboten werden kann… Sonst sieht der Kunde ja nichts… Auch kann er nicht gezwungen werden, zwei Brillen zu kaufen… Das Problem lässt sich aber weiterspinnen… Was passiert an Schulen, also Klausuren etc?