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Geschäftsführer der econsor GmbH: Interview mit Sebastian Kübler

Die Aufgabe der Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens.

Das Interview mit Herr Sebastian Kübler, dem Geschäftsführer der econsor GmbH, handelt von seinem Unternehmen und von dem Umgang zwischen Geschäftsführer und Mitarbeitern. Dabei liefert Herr Kübler interessante Einblicke und spricht darüber, was einen gute Geschäftsführer ausmacht und inwiefern im das Wirtschaftsinformatik-Studium geholfen hat.

Zur Person:

Herr Sebastian Kübler ist der Geschäftsführer und Inhaber der econsor GmbH. Er ist 34 Jahre alt und ausgebildeter Mediengestalter. Er studierte Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Heilbronn.

Das Interview:

Was war Ihre Motivation econsor zu gründen?

Zu Grunde lag immer, dass ich eine gewisse Freiheit haben wollte. Das habe ich bei verschiedenen Menschen gesehen, die selbständig waren. Die haben sehr viel gearbeitet, wo ich schon wusste, dass das auch auf mich zukommen wird, was jedoch kein Problem für mich dargestellt hat. Hinzu kommt, dass man einfach etwas bewegen möchte. Und es war für mich von Anfang an klar, dass das in Eigenregie besser umzusetzen ist, als in einem Anstellungsverhältnis. Und das war eigentlich die Grundmotivation und dann kommen ganz viele andere Motivationsgründe noch dazu. Also natürlich möchte man auch Geld verdienen, natürlich möchte man auch Menschen um sich rum scharen die das gleiche Ziel verfolgen, natürlich möchte man auch anderen Menschen helfen und für die Firmen bessere Prozesse erarbeiten. Jedoch sind die Motivationen, die ich zuerst genannt habe, die ausschlaggebenden gewesen.

Wie kamen Sie auf den Namen „econsor“?

Es ist natürlich so, dass wir im digitalen Business unterwegs sind. Das heißt unser Business ist alles, was mit dem Begriff „e“ zu tun hat. Also „E-Mail“, „E-Commerce“, „Electronic Business“, so hieß ja auch der Studiengang Wirtschaftsinformatik früher. Und das ist unser Thema, das heißt der Buchstabe „e“ kommt da her. Und der Begriff „consor“ kommt aus dem lateinischen, das heißt ursprünglich „consors“, und das bedeutet zu Deutsch „gemeinschaftlich“ oder „gemeinsam“.

Was bieten Sie der jungen Generation mehr als bspw. andere Startups? Bzw. was können Sie mehr bieten als der Mittelständler oder gar Großunternehmer?

Das ist ein Thema was man wahrscheinlich nicht in zwei Sätzen beantworten kann. Grundsätzlich sind wir ein Startup. Also der Spirit, der bei uns gelebt wird, ist schon so, dass wir auch relativ kleine Teams haben. Das heißt für uns wird im Grunde jedes Team gezählt wie ein eigenes Startup. Die Teams sind maximal sechs bis sieben Personen groß, das heißt da ist einfach eine eigene Dynamik da. Aber gleichzeitig profitiert jedes Team von der Infrastruktur, die ein Mittelständler schon mitbringt. Ich sag einfach mal die ganzen Themen links und rechts. Angefangen von der Entwicklungsinfrastruktur oder von der technischen Infrastruktur, also von Computerhardware, -software und den Controlling- oder Projektmanagementprozessen. Da sind wir schon sehr weit und das ist bei uns weniger hektisch, wie es jetzt bei einem klassischen Startup wär, es ist mehr organisiert.

Und es ist auch einfach ein bisschen größer, wir investieren auch mehr in beispielsweise Weiterbildungen, in die Ausstattungen vor Ort oder in Nebenthemen wie zum Beispiel Ausflüge oder wenn wir zum Kunden mit gewissen Präsentationen gehen, dann nehmen wir uns einfach mehr Zeit wie es in einem klassischen Startup wäre. Das bedeutet wir haben auf der einen Seite die klassischen Themen, die man in einem Startup schätzt, aber wir profitieren auch von den Assets wie sie im Mittelstand einfach auch erwartet werden. Also wir schauen, dass wir die Benefits von beiden Seiten, Mittelstand und Startup zusammenbringen.

Falls Ihnen Ihr Smartphone abhanden käme: Wäre das ein Desaster für Sie und Ihre Terminplanung?

Nein. Also für mich persönlich wäre es ein Desaster erstmal. Da bräuchte ich relativ kurzfristig wieder Ersatz, sonst fühle ich mich irgendwie ein bisschen nackt. Aber es ist ja alles gesichert und meine Assistenten im Büro sowie mein ganzes Team können auf meinen Terminkalender zugreifen. Es wär somit kein großes Problem, aber es wär ätzend.

Haben Sie Ihre Ziele immer erreichen können? Und haben Sie eventuell auch ein Vorbild?

Alle Ziele erreichen: Nein. Häufig scheitert man, aber das ist ja auch nicht dramatisch, es gehört dazu. Ich bin jemand der nicht schnell aufgibt, ich probiere dann halt mehrfach etwas zu erreichen. Und wenn man erkennt man kann das Ziel nicht erreichen, auch das gehört dazu, dass man es sich eingesteht, dann muss man halt einen anderen Weg oder Umweg versuchen. Oder man wählt sich andere Ziele. Es gibt ja so einen klassischen Spruch: Wenn Plan A nicht funktioniert, das Alphabet hat noch so viele andere Buchstaben, also bis man bei Plan Z ankommt, kann man schon noch ein paar Mal probieren sein Ziel zu erreichen. Ich habe nicht ein Vorbild, sondern viele.

Ich hatte ja vorhin erwähnt, dass ich mich selbständig gemacht habe. Das hat damit zu tun, dass ich eben andere Geschäftsführer beobachtet habe, und da habe ich ganz viele gehabt. Ich nenne sie gerne Mentoren, wo ich mich orientiert habe, von denen ich mir sehr viel abgeguckt habe, wo ich auch sehr wissbegierig und sehr fleißig war. Um einfach zu schauen, was machen die richtig und was kann ich von denen lernen, und so gab es immer wieder für verschiedene Jahre Personen, wo ich gesagt habe: Die machen diese Sachen toll, ich möchte mir das abgucken, lernen und das einfach aufsaugen wie ein trockener Schwamm das Wasser sowie selber für mich verinnerlichen.

Somit sind das sozusagen meine Mentoren und das waren insgesamt vier oder fünf Geschäftsführer, an denen ich mich orientiert habe. Und aber natürlich links und rechts davon immer wieder nochmal Personen, die einfach eine gewisse Eigenschaft inne hatten, wo ich mir dann abgeschaut habe was die so machen, um dann eben entsprechend das auch quasi zu kopieren.

Ist econsor Ihr erstes Unternehmen?

Meine erste unternehmerische Tätigkeit war, an vorbeifahrende Fahrradfahrer Getränke und Snacks zu verkaufen. So habe ich eigentlich mal angefangen, als Kind. Also insofern ist es schwierig, aber ich würde sagen das war die erste unternehmerische Tätigkeit. Aber als richtige eingetragene Firma ist es rechtlich gesehen econsor oder ein Vorläufer von econsor. Diese Firma habe ich mit 18 Jahren gegründet. Habe dann neben meinem Abitur Geld damit verdient, indem ich die ersten Kunden an Land zog. Ich habe dann aber während einer Ausbildung bei einem anderen Unternehmen, diese Firma eigentlich ruhen lassen. Und erst nach der abgeschlossenen Ausbildung, also vor dem Beginn des Wirtschaftsinformatik-Studiums, die Firma dann wiederbelebt und somit auch richtig gegründet.

Haben Sie in Ihrem Unternehmen flache Hierarchien, und wenn ja wie gut funktioniert das Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter?

Wir haben drei Hierarchiestufen. Also insofern würde ich sagen: Ja, wir haben eine flache Hierarchie. Es gibt hin und wieder noch eine vierte Stufe, je nachdem wie groß die einzelne Einheit oder das einzelne Team ist. Ich habe ein exzellentes Verhältnis zu den Teamleitern, die für mich auch die ersten Ansprechpartner sind. Und ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern, die dann tatsächlich auch dort zugeordnet sind. Aber natürlich weniger stark ausgeprägt, weil das einfach über die Masse nicht geht. Es sind einfach zu viele Mitarbeiter. Im Projektmanagement lernt man mal, dass man maximal zu sieben Personen den Draht in der Firma sehr stark aufrechterhalten kann. Und das sind tatsächlich eigentlich meine Teamleiter.

Was halten Sie von flexiblen Arbeitszeiten? Und wie wird das bei Ihnen organisiert?

Das ist eine spannende Frage. Als ich bin tatsächlich jemand der grundsätzlich viel von Eigenverantwortung hält, aber es gibt Menschen, die entweder damit nicht umgehen können oder denen diese Freiheit auch eher unangenehm ist. Das ist jetzt echt schwierig, das in eine Form zu packen. Wir bieten grundsätzlich unseren festangestellten Mitarbeitern, den Azubis nicht, die Freiheit von flexiblen Arbeitszeiten zu profitieren. Jeder muss dann halt seinen Arbeitsplatz so organisieren, dass das funktioniert. Das fordert auch eine gewisse Disziplin, aber wer das kann, verhält sich im Grunde genommen relativ frei. Jedoch haben wir bestimmte Kernarbeitszeiten.

Aber es sind die wenigsten Mitarbeiter die davon tatsächlich Gebrauch machen. Normaler Arbeitsbeginn ist bei uns um acht Uhr, eine halbe Stunde plus oder minus, das ist normal. Aber darüber hinaus machen die wenigsten das, weil unsere Arbeit einfach auch in vielerlei Hinsicht mit Teamarbeit zu tun hat, und das nicht funktioniert, wenn ich mein Team nicht um mich rum habe. Und aus der Erfahrung heraus ist es so, dass die flexiblen Arbeitszeiten gar nicht so massiv in Anspruch genommen werden, außer es hat jemand einen Arzttermin oder hat einen Grund früher nach Hause zu gehen. Im Grunde genommen sind wir da relativ frei. Wir haben ein System wo die Arbeitszeiten erfasst werden, so ist das bei uns organisiert.

Was macht für Sie ein guter Geschäftsführer oder Unternehmer aus?

Es gibt ein paar Parameter, die offenkundig sind, an die man vielleicht zuerst denkt, das ist sowas wie wirtschaftlicher Erfolg, Wachstumsraten oder wenn man die Gesamtentwicklung von der Firma anschaut. Ich glaube jedoch, ein erfolgreicher Geschäftsführer ist jemand der mit kurzfristigen Ergebnissen argumentiert. Und das haben wir häufig bei größeren Firmen im Mittelstand gerade auch in Baden-Württemberg, wo häufig familiengeführte Unternehmen da sind.

Dort gibt es glaube ich eine andere Erfolgsgröße, die wichtiger ist, da geht es um Themen, die man halt nicht so einfach messen kann. Da geht es um Nachhaltigkeit, um Mitarbeiter die langfristig dazu gehören, die sich mit dem Unternehmen entwickelt haben, wo man innerhalb der Firma mit Freundschaften zum Teil argumentiert. So würde ich tatsächlich das menschliche Moment viel weiter vorne einordnet, wie kurzfristige finanzielle Ziele. Dass natürlich eine Firma dann zwangsläufig, wenn das Produkt gut ist und sich gut entwickelt, wenn die Mitarbeiter zufrieden sind und sich weiterentwickeln, wenn das Unternehmen von seiner Organisation sich nachhaltig gut weiterentwickelt, dann auch erfolgreich ist, das ist dann irgendwie auch eine logische Konsequenz in der Gleichung.

Aber es ist jetzt nicht das was einen Geschäftsführer erfolgreich macht, sondern auf ganz lange Sicht betrachtet, dann glaube ich, dass man dann von Erfolg sprechen kann wenn man um sich herum als Unternehmer lauter Mitunternehmer schart, die sich auch für die gleichen Ziele einsetzen sowie mit diesen identifizieren und sich auch so weiterentwickeln, dass sie wiederrum andere Menschen dazu befähigen, dass sie Verantwortung übernehmen können. Und am Ende ist ein Geschäftsführer dann erfolgreich, wenn er sich selbst ersetzbarer macht.

Inwiefern hat Ihnen das Wirtschaftsinformatik-Studium geholfen, um Ihr Unternehmen als Geschäftsführer weiterzubringen?

Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil es diese fachlichen Komponenten gibt, jedoch revolutioniert sich das notwendige Wissen in unserer Branche alle paar Jahre. Das heißt, das was ich vor fünf oder sechs Jahren gelernt habe, ist heute nicht mehr zwangsläufig aktuell. Die Grundprinzipien bleiben gleich, aber das Wissen ist veraltet. Insofern was den Punkt angeht, bei vielen Grundlagen sind es die gleichen, aber in der Gesamtbetrachtung ist das Wissen tatsächlich obsolet.

Aber man lernt natürlich im Studium sehr viel über Prozesse oder über Grundlagen, die sich wiederrum nie ändern, die Ausprägung ändert sich aber die Grundlagen, die bleiben gleich. Und insofern hat mir das Studium schon sehr viel gebracht, als das man einfach auch ein Verständnis für gewisse Prozesse lernt oder aufgreift und man auf jeden Fall auch einen Gesamtzusammenhang erkennen kann, sowie eine gewisse Reife erlernt, was diese Zusammenhänge angeht. Das ist wiederrum etwas wovon ich bis heute profitiere.

Das große Ganze zu verstehen, ist der Punkt warum ich als Berater beim Kunden sehr viel Mehrwert liefern kann, weil wir einfach Zusammenhänge visualisieren können, weil wir dem Kunden auch erklären können wie und warum etwas funktioniert und wie etwas besser funktionieren könnte, wenn man nicht nur Programmierung begreift, sondern halt auch Online-Marketing, interne Geschäftsprozesse, die Technik welche dem Ganzen zu Grunde liegt. Oder einfach grundlegende betriebswirtschaftliche Verständnisse hat um bestehende Prozesse abgleichen oder optimieren zu können. Also ich will sagen: Die Summe des Ganzen, das hat mir aus dem Studium genutzt und das ist bis heute so, auch wenn man sich beim konkreten Wissen immer up to date halten muss. Das ist dann halt die Aufgabe, um sich auf dem Laufenden zu halten.

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Autoren: Christian Schwarz und Ronald Fischer

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