Ohne Social Media Präsenz kann kein Unternehmen mehr langfristig erfolgreich sein
Frau Prof. Dr. Salmen im Interview mit dem Redaktionsteam des Social Media Balloons:
Frau Prof. Dr. Salmen, müssen auch kleinere Unternehmen in sozialen Medien präsent sein?
Unbedingt, gerade jetzt im Zeitalter des „Internet of everything“ ist es wichtig, von den sogenannten digitalen Meistern wie Amazon, Google, Spotify, Apple, Shazam, Smart Homes usw. zu lernen. Nur so können aus unseren mittelständischen „Hidden“ zügig „Digitale“ Champions werden. Die Digitalisierung eröffnet ungeahnte Potenziale für KMU´s, um bestehende Geschäftsbeziehungen und -prozesse effizienter und effektiver zu managen und /oder sich mit innovativen digitalen Geschäftsmodellen erfolgreich zu transformieren. Automatisierte Kernprozesse, skalierbare und effiziente IT-Prozesse sowie flexible Arbeitsmodelle machen aus klassischen Betrieben elastische. Digitale Master, wie Amazon.com, Apple oder Google, setzten außerdem auf die Vernetzung des Wissens (z. B. mit Think Tanks), auf Wertschöpfungsketten (Smart Prozesse) und ‚Prosumenten“. Um die Poleposition in der Liga „Digital Champion“ einzunehmen, gilt gerade für mittelständische Unternehmen gezielt ihre Kernkompetenz in neuartige Geschäftsfeldern wie beispielsweise Smart Home, Living, Car, Energy in branchenübergreifenden digitalen Unternehmensnetzwerken einzubringen. Übrigens ein eleganter Weg dem Preisdumping von Mitbewerbern zu entgehen.
Eine digitale und vor allem smarte Social Media Präsenz wird zur entscheidenden Stellgröße für wirtschaftlichen Erfolg für KMU´s weltweit avancieren.
Warum ist es für kleinere Unternehmen wichtig im Social Media präsent zu sein?
Nun, die digitalen Champions der Meisterklasse haben in den letzten Jahren fleißig und gewissenhaft persönlichen Date besonders der auskunftsfreudigen digitalen Natives (Generation Z und Y) gesammelt und durch den Einsatz von Social Intelligence zu smarten d.h. individualisierten Produkten, Leistungen sowie Services transformiert. Im Zeitalter des sogenannten „Smart Business“ sind Daten das Öl, Algorithmen die Motoren und Social Intelligence die Leistungseinheit der digitalen Transformation.

Frau Professor Dr. Salmen, sie erwähnten gerade, wir leben im Zeitalter des sogenannten „Smart Business“, was muss man sich darunter genau vorstellen?
Die Leistungseinheit künstliche Intelligenz gibt vor, welches Produkt zu welchem Kunden passt. Im Prinzip geht es um die Weiterentwicklung dessen, was in den 2000ern mit der Amazon-Empfehlung „Kunden die dieses Produkt kauften, mochten auch“ anfing. Taucht ein Produkt im Netz in bestimmten Gefühls- und Erfahrungswelten auf, dann wird es von dem dort aktiven Algorithmus erfasst und dafür gesorgt, dass es bedarfsgerecht Kunden weltweit angeboten wird, ohne dass diese das Produkt vorher gekannt, geschweige denn überhaupt daran gedacht hatten. Auf den Punkt gebracht, wer im Social Web nicht aktiv ist, ist nicht existent!
Es gibt auch Unternehmen, deren Kunden keine digitale Medien nutzen. Zusätzlich Social Media zu machen, würde doch nur zusätzlich Kosten verursachen?
Wenn Unternehmen sich ausschließlich mit ihrem Geschäftsmodell an diesen ausrichten, ist das okay. Aber selbst über 60-Jährige leben meist nicht mehr analog. Ich bleibe dabei: Jedes Unternehmen muss heute Teil der digitalen Kommunikation sein, damit es eine Chance auf eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft hat. Dazu gehört übrigens auch, dass Unternehmen regelmäßig in den sozialen Netzen stöbern, um mitzubekommen, wie die junge Generation tickt. Daher kann ich nur empfehlen Social Media Monitoring Tools sowie Google Analytics regelmäßig zu nutzen.
Brauchen Unternehmen dann überhaupt noch eine Firmenwebseite?
Eine Webseite ist das Fundament der digitalen Firmenidentität und stellt die statische Präsenz der Unternehmensmarke mit Fakten zum Unternehmen, Produkten und Mitarbeitern, Standorten etc. dar, die von Suchmaschinen wie Google aufgegriffen werden. Oftmals bietet es sich an im Rahmen eines Multi-Channel einen Online Shop zu integrieren. Die Pflege und der Aufbau von Geschäftsbeziehungen sowie Open Innovation empfiehlt es sich, durch Dialogisierung im Social Web proaktiv mitzugestalten. Um Kompetenz, Innovationskraft sowie Employer Branding zu manifestieren bietet sich Corporate Blogging im besonderen Masse an.
Welche Social Media Kanäle sind besonders wichtig?
Das kann man nicht pauschal beantworten, weil es von der Zielgruppe abhängt. In den Business-to-Consumer-Märkten sind die großen Trendkanäle wichtig. Ein Muss sind Twitter, Facebook, Instagram und Google Plus. Wenn ich junge Konsumenten ansprechen möchte, muss ein Unternehmen sich derzeit mit Snapchat sowie Gamification aktuell Pokémon Go auseinandersetzen. Das verwenden Angehörige der Generation Z, also nach 1995 Geborene, zur audiovisuellen Kommunikation sowie als Freizeitspass.
Welche Bedeutung hat der Inhalt, der in den sozialen Medien gepostet wird?
Wenn Unternehmen einfach irgendetwas posten, machen sie sich allenfalls lächerlich. Der Content muss für die Zielgruppe interessant, innovativ sowie unbedingt einen Mehrwert für die persönliche Lebensgestaltung sowie -genuss bieten. Einfach nur zu sagen: Ich bin gut, kauf bei mir ein – das hat vielleicht in den 1950er Jahren funktioniert. Es gibt unzählige Apps, die ein kleines Unternehmen wahnsinnig bereichern können. Etwa die App RAL iColours für Maler, mit der Kunden ihre Häuser ohne Probeanstrich in verschiedenen Farben sehen können. So etwas kann man wunderbar in sozialen Medien demonstrieren und bewerben.
Und woher bekommen Unternehmen regelmäßig gute Inhalte? Über eine Agentur?
Wenn Unternehmen das an Agenturen übertragen, bekommen sie in den Unternehmen nie Social-Media-Kompetenz. Spätestens ab 50 Mitarbeitern sollten Unternehmen einen eigenen Mitarbeiter oder eine Abteilung für dieses Thema aufbauen. Kleinere Unternehmen müssen Social Media Präsenz im Stand-by-Modus realisieren. Unternehmen sollten nach Mitarbeitern suchen, die privat schon in den Social Media Kanälen unterwegs sind und dort auch für ihr Unternehmen Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten können. Eine andere Möglichkeit ist, sich mit anderen Kleinunternehmern zusammenzuschließen und zu einem Gewerk oder einem Geschäftsfeld eine gemeinsame Social-Media-Präsenz aufzubauen.
Der Aufwand lohnt sich nur, wenn man damit auch jemanden erreicht. Wie gewinnt ein Unternehmen Anhänger auf Facebook oder Instagram?
Grundsätzlich mit Content, der betrifft und ansprechend d.h. leicht konsumierbar aufbereitet ist. Aber nicht wie in einer Hochglanzbroschüre, sondern authentisch. Dann kann ein Unternehmen im jeweiligen Netzwerk oder in Blogs nach Multiplikatoren suchen, die für ihr Produkt oder ihre Zielgruppe relevant sind. Vielleicht lassen diese sogenannten Influencer sich motivieren, ihr Produkt zu testen und ihre jeweilige Anhängerschaft darauf aufmerksam zu machen.
Können soziale Medien auch in der B2B-Kommunikation bei Unternehmen relevant sein?
Ja! Selbst ältere Einkäufer, die mit Telefon und Fax groß wurden, nutzen das Internet als Informationsplattform. Die junge Generation wiederum erwartet, dass sie maßgeschneiderte Informationen durch Social Media Kanäle bekommt, auch im geschäftlichen Umfeld. Im Idealfall nutzt ein Unternehmen getrennte Kanäle für Privat- und Geschäftskunden. Bei der Suche nach Partnern oder Anregungen können beispielsweise verschiedene Gruppen oder Communities in den Business-Netzwerken Xing und LinkedIn interessant sein.
Soziale Medien werden überwiegend über Smartphones benutzt. Was bedeutet das für Unternehmen?
Das hat fundamentale Konsequenzen. Die Nutzer haben meist weniger Zeit als am PC, Information wahrzunehmen. Unternehmen müssen also schneller und prägnanter kommunizieren. Unternehmen sollten kürzere Texte schreiben und mit Bildern, Videos und Infografik arbeiten, die sich leichter nebenbei in der Mobilität konsumieren lassen.