Social Networks China – alles rund um das Reich der Mitte
In Asien ist vieles anders. Geschrieben wird mit Schriftzeichen und gelesen wird nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten. Dabei trennt Asien aber nicht nur die Sprache von der westlichen Welt.
Große Unterschiede gibt es auch in der Branche der Informationstechnologie. Insbesondere die Welt des Social Media besitzt im asiatischen Raum ein ganz anderes Gesicht als in Amerika und Europa. Chinas Internetzensur trägt hierzu einen großen Teil bei. Die Nutzung von Facebook ist in China beispielsweise von staatlicher Seite aus verboten. Gegen Ende des letzten Jahres konnten die Zügel jedoch etwas gelockert werden und der Zugang zu Facebook wurde zumindest in Shanghai legalisiert.[1] China ist mit rund 9,5 Millionen Quadratkilometern der viertgrößte Staat der Welt[2] und bekanntlich das bevölkerungsreichste Land. Shanghai ist aber nur ein Bruchteil davon. Deshalb stellt sich die Frage:
Welche sozialen Netzwerke haben sich in China etabliert und welche Dienste sind im Rest des Fernen Ostens State of the Art?
Qzone
Qzone ist mit etwa 644 Millionen monatlich aktiven Nutzern das größte soziale Netzwerk im chinesischsprachigen Raum[3]. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wurde die Anzahl der Nutzer um beachtliche 5 % gesteigert.[4]
Qzone stellt dabei einen personalisierten Multimediabereich der nächsten Generation dar. Das Besondere an dem Netzwerk ist die Tatsache, dass es einen einzigartigen Online-Lifestyle schafft, indem es sich auf drei Bereiche fokussiert:
- Selbstdarstellung der Nutzer
- Das Teilen von Erlebnissen
- Die Beziehungen zu Gleichgesinnten[5]
Facebook kommt momentan auf etwa 1,2 Milliarden[6] Nutzer, die monatlich aktiv sind. Jedoch wird Facebook weltweit benutzt. Qzone umfasst dagegen ausschließlich die chinesische Bevölkerung. Somit nutzt fast die Hälfte der Einwohner Chinas Qzone. Das User Interface ist ebenfalls an Facebooks Oberfläche angelehnt. Es ist also gut möglich, dass es unter anderem aus diesem Grund so erfolgreich ist. Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist Facebook in China größtenteils verboten, wodurch Qzone für die chinesische Bevölkerung eine Art Substitutionsplattform darstellt.
mixi
Bei mixi handelt es sich ebenfalls um eine Social-Media-Plattform. Im Gegensatz zu Qzone, wird mixi aber von der Bevölkerung Japans genutzt. Die aktuellen Nutzerzahlen belaufen sich auf 27,1 Millionen.[7] Das Layout und die Strukturierung der Inhalte erinnern ebenfalls stark an Facebook. So findet man zum Beispiel auf der Startseite eine Art Chronik des momentan eingeloggten Benutzers.[8]
Das Ziel des sozialen Netzwerks unterscheidet sich nicht von den Zielen amerikanischer Pendants: Freunde sollen sich untereinander vernetzen. Dabei bietet mixi verschiedene Bereiche. Genau wie bei Facebook kann man auf mixi seinen aktuellen Status bekannt geben und schreiben was man gerade macht. Diese Funktion nennt sich „mixi Voice“. Außerdem bietet das Netzwerk mit „mixi-Apps“ einen Bereich für Applikationen. Hier können beispielsweise Spiele gespielt oder andere Tools genutzt werden. Eine Besonderheit stellt der „Social Graph“ dar. Dieser ermöglicht es den Nutzern, nach alten Schulkameraden zu suchen. Zusätzlich können über eine weitere Funktion Arbeitskollegen gefunden werden. Insbesondere diese Funktionen tragen zu einer stärkeren Vernetzung unter den Menschen bei.
Cyworld
Cyworld ist eine koreanische Social-Media-Plattform mit einer langen Tradition. Momentan zählt die Webseite etwa 25 Millionen Nutzer[9] bei circa 50 Millionen Einwohnern. Erfolgreich machte Cyworld vor allem die eigene Währung „dotori“, mit deren Hilfe die Benutzer virtuelle Güter kaufen können. Dabei war Cyworld eine der ersten Plattformen, die diese Idee erfolgreich monetarisieren konnte.[10] In letzter Zeit nimmt die Popularität des Netzwerks jedoch immer stärker ab. Dies hängt besonders mit der Ausbreitung von Facebook im asiatischen Raum zusammen. Mittlerweile hat der amerikanische Riese 390 Millionen Nutzer in Asien.[11] Außerdem ist Südkorea bekanntlich ein extrem technikversiertes Land. Smartphones spielen hier eine enorm große Rolle. Deshalb haben die Bewohner auch ein starkes Verlangen nach flexiblen und mobilen Plattformen.[12] Diese Anforderung kann Facebook mit der eigenen App besser erfüllen. Aus diesem Grund ist es nicht unwahrscheinlich, dass es Facebook möglicherweise gelingt, Cyworld in Südkorea sogar vollständig abzulösen. Ein ähnliches Beispiel haben wir mit studi- und schülerVZ auch in Deutschland erlebt.
WeChat ist eine chinesische Messaging-App und stellt das asiatische Gegenstück zu der extrem populären App „WhatsApp“ dar. Momentan nutzen unglaubliche 396 Millionen Menschen WeChat. Dies ist ein überaus beachtlicher Wert, wenn man bedenkt, dass die Applikation erst im Jahr 2011 von Tencent veröffentlicht wurde.[13] Zum Vergleich: WhatsApp bringt es nach neuestem Stand auf 500 Millionen Nutzer, die monatlich aktiv sind und die App regelmäßig nutzen.[14] Einer der Gründe, warum WeChat so beliebt ist, sind die strengen Zensuren in der Volksrepublik China. WeChat bietet den Nutzern die Möglichkeit, Informationen unabhängig von Zensuren zu bekommen.[15] Mit Hilfe eines „Stickershops“ können die User ihre Liste an Emoticons erweitern. Allerdings ist dies nicht kostenlos, sondern kostet umgerechnet fast einen Euro pro Stück. Eine zusätzliche Einnahmequelle für WeChat sind Spiele. Bei manchen Produkten muss der Käufer zum Beispiel weiteres Zubehör kaufen. Auf diese Weise gelingt es dem Betreiber Gewinn zu erzielen.[16] Eine weitere Funktion ist die „Flaschenpost-Funktion“. Startet man dieses Feature, wird an eine unbekannte Person eine Kontaktanfrage versendet. Eine spannende Möglichkeit bietet auch „Look Around“. Nach einem Klick auf besagtes „Look Around“, erfährt der User, welche Personen in der Nähe ebenfalls WeChat nutzen.[17] Um richtig erfolgreich zu werden plant Tencent einen eigenen Bezahldienst für WeChat. Demnach soll ein simples Scannen eines Barcodes eine bargeldlose Zahlung ermöglichen.[18]
http://www.youtube.com/watch?v=TM4SS8n7P9A
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Welt des Social Media in Asien eine immer größere Rolle einnimmt. Außerdem ist deren Ausbreitungsgeschwindigkeit enorm. Auch Facebook trägt seinen Teil zu der Verteilung bei und kann immer mehr User im asiatischen Raum gewinnen. Facebook selbst wird zwischenzeitlich – trotz Sperre – von etwa einer halben Million Chinesen benutzt.[19] Dies zeigt, dass auch in China durchaus Potential vorhanden ist. Bei einer landesweiten Aufhebung des Verbots, könnten die Nutzerzahlen womöglich weiter steigen. Trotzdem ist fraglich, ob Facebook dieser Schritt im traditionsreichen China gelingt, denn schließlich sagt schon ein altes chinesisches Sprichwort: „Anfangen ist leicht, beharren ist Kunst.“
Bildquellen:
http://tctechcrunch2011.files.wordpress.com/2009/02/qzone-logo.png
http://zaarly.files.wordpress.com/2011/04/mixi_logo02.jpg
http://candy-sky.com/blog/wp-content/uploads/2011/12/cyworld_logo12.jpg
http://was-de.wascdn.net/wp-content/uploads/2013/04/Wechat-logo-315×315.png