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Talentmanagement 2.0 – Barcamps, die neuen Wege der Mitarbeiterentwicklung und Unternehmensinnovation?

Am 29. und 30. März war es soweit! Das erste Barcamp powered by connect.IT fand in Heilbronn an der Hochschule Heilbronn im Steinbeis-Transferzentrum statt. Wir, das SocialMediaBalloon-Team waren live dabei und haben interessante Beiträge hören dürfen!

Aber was genau ist das Barcamp?

Das erste Barcamp fand im August 2005 in Kalifornien statt. Seit dem werden auch in Europa immer wieder Barcamps abgehalten. In Deutschland fanden die ersten Barcamps im Jahr 2006 statt. Diese finden zum Beispiel in Stuttgart statt, wo bis zu über 250 Teilnehmer anwesend sind.

Das Barcamp ist eine neue Art, Konferenzen zu halten. Es ist eine sogenannte Unkonferenz, bei der die Teilnehmer das gesamte Programm selbst gestalten können.

Das Barcamp lebt von seinen Teilnehmern. Hierbei kann jeder seine eigenen Erfahrungen, sein Wissen und seine Ideen in sogenannten Sessions einbringen. In einem Barcamp erhalten die Teilnehmer wertvolle Informationen, neue Ideen und eine gute Gelegenheit zum Netzwerken mit Gleichgesinnten. Diese Vielfältigkeit macht das Barcamp so spannend!

Was ist der Unterschied zwischen einem Barcamp und einer Konferenz?

Eine Konferenz ist im Endeffekt vordefiniert. Es gibt eine Agenda, die schon 3-4 Monate vorher festgelegt wird. Es steht fest, wer welchen Vortrag hält. Es läuft alles strikt ab. Man geht rein, setzt sich hin und lässt sich berieseln. Diskussionen gibt es sehr wenige und wenn, dann eher am Ende einer Präsentation. Zuhörer können im Endeffekt nur konsumieren.

Barcamps haben eine Ähnlichkeit mit Open Space Konferenzen jedoch sind sie lockerer organisiert. Was ist eine Open Space Konferenz? – Bei einer Open Space Konferenz wird ein Leitthema vorgegeben jedoch gibt es keine festgelegten Referenten. Die Teilnehmer bestimmen selbst, wer wie lange zu welchem Thema arbeiten will.

Es gibt auch andere interessante Vortragstechniken wie zum Beispiel PechaKucha. Hier werden zu einem mündlichen Vortrag passende Bilder an einer Wand abgebildet. Die Anzahl der Bilder- mit 20 Bildern sowie die 20-sekündige Dauer der Abbildungszeit sind vorgegeben. Die Gesamtdauer eines solchen Vortrags beträgt 6 Minuten und 40 Sekunden. Es finden mehrere Vorträge hintereinander statt.

Gruppenfoto des SocialMediaBalloons

Auf dem Barcamp in Heilbronn waren interessante Themen rund um IT, Social Media, Internet, Design, Gesellschaft und Mensch dabei.

Aus dem SocialMediaBalloon-Team waren Hilal Alpaslan, Christian Stotz, Albana Demi, Alexander Friedrich, Jennifer Seel, Kevin Mattes, Betül Özertural sowie Prof. Dr. Sonja Salmen anwesend.

Die Veranstaltung ging über zwei Tage.  An ersten Tag waren ca. 108 Teilnehmer anwesend und am zweiten immerhin noch 64 und es fanden viele interessante Sessions statt. Besondere Highlights waren die Session über Android Wear von Eray Özmü in der über sogenannte Wearables berichtet wurde – dies sind Geräte, die man direkt am Körper tragen kann. Diese dienen dazu, dem Nutzer Informationen zum Beispiel direkt am Handgelenk zu zeigen.

Ein weiteres Highlight war der Vortrag über Google Glass von Herrn Wierbicki. Er berichtete sehr ausführlich über deren  Funktionalität sowie über den bevorstehenden Verkauf der Datenbrille. Wir sind schon alle sehr gespannt, wann Sie zu erwerben sein wird.  Ein interessanter Beitrag wurde hier bereits veröffentlich.

Auch die Session über Open Data von Herrn Stabiszewski und Herrn Ebert war zukunftsweisend und sehr informativ. Es wurde über die freie Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von öffentlichen Daten in Heilbronn und Umgebung, berichtet. Außerdem wurde über interessante Projekte, wie zum Beispiel das Projekt „Was steckt in meinem Leitungswasser?“ referiert. Durch dieses Projekt können die Menschen in Heilbronn und Umgebung herausfinden, wie Ihr Leitungswasser zusammengesetzt ist.

Albana Demi: „Frau Prof. Dr. Salmen was sind aus Ihrer Sicht wichtige Stellgrößen für das Gelingen eines Barcamps?“

Frau Prof. Dr. Salmen: „Es sollte vom Veranstalter immer ein zeitlicher Rahmen gegeben werden, der möglichst viele Interaktionen zwischen den Teilnehmern ermöglicht.
Hier im Heilbronner Barcamp wurden aus diesem Grund 2 Tage angeboten.

Der erst Tag stand unter dem Blickwinkel des gegenseitigen Kennenlernens und um erste Sessions durchzuführen. Am zweiten Tag haben wir die Themen weiter vertiefen können, aus denen sich dann spontan neue interessante Themen für Session entwickelten.

Wichtig für das Gelingen eines Barcamps ist, dass sich aus dem unkonventionellen Umgang miteinander eine „Good-Feeling Atmosphäre“ entwickelt, die einen ehrlichen, ungezwungenen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht. Da ich mit meinen Studierenden diese Atmosphäre tagtäglich erfahre, ist dies für mich eine Selbstverständlichkeit. In anderen Unternehmenskulturen mag es noch sehr strikt und formal zu gehen, was dann für diese Teilnehmer ein kleiner Kultur-Schock sein mag. Da kommt es in den ersten Stunden doch noch öfters vor, dass man dem „ Sie“ statt dem vereinbarten „Du“ den Vorzug gibt.

Die Qualität des Barcamps ist von der Austauschbereitschaft seiner Teilnehmer-/innen sowie deren möglichst unterschiedlichen Mind-Sets an Erfahrungen und Visionen abhängig. Meine Erfahrung ist, je etablierter ein Barcamp desto weitgereister und damit exotischer sind auch seine Teilnehmer/–innen.

Obwohl die Organisation eines Barcamps – aufgrund der Tatsache, dass Referenten nicht vorab gewonnen werden müssen – sich um einiges einfacher gestaltet als eine Konferenz, ist es doch wichtig folgende Tasks rechtzeitig in Angriff zu nehmen:

  • Auswahl eines geeigneten Veranstaltungsortes, sowohl im Hinblick auf Kosten, Teilnehmerzahl, Räumlichkeit für eine Vielzahl von parallel Sessions, Erreichbarkeit, Personal für die Organisation etc.
  • Vorbereitung eines groben Ablaufplans für die Session. Empfehlenswert ist, für eine Session 45 Minuten und jeweils 15 Minuten Pause einzuplanen. So bleibt genug Zeit eine Erfrischung zu sich zu nehmen und eine angefangene Diskussion zu vertiefen. Die inhaltliche Gestaltung der Sessions sollte immer spontan von den Teilnehmern übernommen werden. Das Bereitstellen eines Sets an Moderationstechniken und Materialien, zur freien Verfügung für die Präsentierenden ist sicherlich hilfreich.

Empfehlenswert ist immer, für Neulinge zu Beginn der Veranstaltung die wichtigsten Spielregeln zu erläutern. Gewöhnungsbedürftig ist beispielsweise das sogenannte „Gesetz der zwei Füße „. Man kann jeden Raum einfach verlassen und den Nächsten betreten, falls einem das Thema nicht gefällt.

Es empfiehlt sich im Sinne eines echten Web.2.0 Feelings eine Social Media Wall anzubieten. Dieser „digitale Evergreen“ hat sich bereits in der Ära der 3-D-Konferenzen in Second Life als sehr effektives und effizientes Dialogmedium erwiesen.

http://www.youtube.com/watch?v=tXBuanbYlps

Die Finanzierung der Veranstaltung sollte durch Sponsoring erfolgen, damit finanzielle Restriktionen möglichst keine „Partizipationsbarriere “ darstellen.

Wichtig für den nachhaltigen Erfolg eines Barcamps ist es, dass die Teilnehmer als virale Advokaten im Social Web tätig werden. Dies setzt immer voraus, dass für das körperliche Wohl durch ein gutes Catering sowie eine möglichst große Teilnehmerzahl vom Veranstalter Sorge getragen wird. Bei einer angenommen Mindesteilnehmerzahl von 100 und jeweils 5 prallen Session interagieren durchschnittlich 20 Köpfe je Session miteinander. Die sich so ergebenen viralen Effekte sind dann schon beachtlich und dokumentieren sich in der Regel in Post, Tweets, Likes und Kommentaren.

Ratsam ist es, mindestens 3 bis 4 Monate vor dem Termin mit dessen Bekanntmachung sowohl in Zielgruppen relevanten Social Media Kanälen als auch traditionellen Medien zu starten.

Beim Heilbronn Barcamp wurden beispielsweise im ersten Schritt die bereits im Berufsleben stehende Absolventen gefolgt von generell IT-Interessierten über die wichtigsten Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter, XING, LinkIN und Google+ sowie eine eigens für den Event aufgesetzte Website angesprochen. Regionale Pressearbeit bietet sich ebenfalls an, denn nicht jeder Vertreter der Generation Y (Geburtsjahrgänge 1980-2000) ist Social-Media affin. Im letzten Schritt wurden die Studierenden der Hochschule Heilbronn per E-Mail sowie Flyer auf das Event aufmerksam gemacht.

Als sehr nützlich hat sich die mixxt-Seite erwiesen, da sie eine kostenlose, schnelle und unkompliziertes Anmeldemanagement ermöglicht. Mixxt bietet verschieden Produkte an, über welche man Events organisieren kann oder sogar ein Soziales Netzwerk für ein Unternehmen aufbauen kann.

Wichtig ist, den Sponsoren vorab zu Vermitteln, das es sich hier nicht um ein neuartiges Format für eine Firmenmesse oder gar Rekrutierungsveranstaltung handelt. Sicherlich kann der teilnehmende Unternehmensvertreter in der Diskussion seine Expertise zeigen und damit auf sein interessantes Arbeitsgebiet bzw. –umfeld aufmerksam machen. Jedem Teilnehmer steht es dann „frei“ sich bei Interesse weiter zu informieren.

Hier in Heilbronn wurden Beispielsweise die einzelnen Diskussionsräume nach den Namen der regionalen Sponsoren benannt und somit unaufdringlich in das Wahrnehmungsspektrum der Teilnehmer positioniert. Das hat mir besonders gut gefallen.

Das bewusste Anbieten von Interaktions-Spielen und Moderationsmethoden und -materialien durch die jeweiligen Anbieter der Session, wie hier in Heilbronn das ITIL-Spiel, Streitgespräche aber auch neuartige Techniken wie die Hubschraubersession, helfen das erste Eis zu brechen und die Diskussion in Gang zu halten.

Albana Demi: „Bieten Barcamps einen Mehrwert für Unternehmen?“

Frau Prof. Dr. Salmen: „Das Wissen was in Barcamps geschöpft wird, beruht auf Erfahrungen von zufällig zusammentreffenden Menschen. Dies kann nicht mit dem so genannten verlässlichen Wissen verglichen werden, welches auf Fachkonferenzen geschöpft wird. Dort stellt ein aufwendiges Qualitätssicherungskonzept im Vorhinein sicher, dass die Expertise der Referenten den geforderten Wissensstandards entspricht.

Der Wert der auf semiprofessioneller Ebene diskutieren Erfahrungen im Barcamp reflektiert sich in der individuellen Wertschätzung der Session-Teilnehmer. Dies entspricht dem Ansatz des sogenannten Education 3.0. Dabei kommt es darauf an, optimale Rahmenbedingungen für ein kollaboratives Lernen und Lehren zu schaffen, aktuelle Themen und Aufgabengebiete vorzustellen, die Eigenverantwortlichkeit und Kreativität der Teilnehmer zu stimulieren und die Ideen, Vorgehensweisen und Maßnahmen mit dem Lehrenden kritisch auf Augenhöhe zu reflektieren.“

Diese Art der Wissensschöpfung umfasst alle Bereiche eines Menschen und kann neuartige, nicht im Berufsleben bisher relevant Fähigkeiten und Interessen zu Tage treten lassen, welche beim Aufbau einer Mitmach-Kultur sowie der Entwicklung hin zu einem kollaborativen Mitmach-Unternehmen sehr bedeutsam sein können.

Daher kann ich nur empfehlen das „Formt Barcamp“ als eine neue Form der Mitarbeiterentwicklung und -motivation sowie als Innovationsschmiede im Rahmen eines Talentmanagement 2.0 mit aufzunehmen und in Kooperation mit externen Bildungs- und Wissensträgern wie in unserem Fall der Hochschule Heilbronn mit Leben zu erfüllen. “

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